Audiovisuelle Skulptur, 2006
Sound und Programmierung:
Michael Aschauer
Mixed Media Object, 2006
programming and sound:
Michael Aschauer
Die programmierten Animationen beruhen auf dem mathematischen Phänomen der so genannten „kombinatorischen Explosion“, d. h. aus einem Minimum an Parametern wird eine endliche Bewegungsfolge abgeleitet, deren Dauer die menschliche Lebenszeit um ein vielfaches übersteigt. Das Projekt umschließt somit die Pole der Reduktion (auf der Bildebene) und der Komplexität (auf der Zeitebene). Es gibt 6 x 5 x 4 x 3 x 2 x 1 = 720 Möglichkeiten die sechs möglichen Bewegungsfolgen zu reihen. Die Animationen laufen zusätzlich in sechs unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die wiederum miteinander kombiniert werden. Es gibt also insgesamt 36 Fakultät = 36 x 35 x 34 x 33 etc. Möglichkeiten.
AVO 01 schließt an die bereits 2003 entwickelte Installation 24! an. Diese raumfüllende Arbeit entstand aur Einladung des O.K Centrum Linz und wurde unter anderem an der ars electronica in Linz und im MedialLab Madrid präsentiert. Die geplante Skulptur ist aber keineswegs ein blosser Ausschnitt aus der Rauminstallation, sondern ein eigenständiges, skulpturales Werk.
Die Arbeit ist ein Solitär, eine kleine Plastik die raumunabhängig funktioniert. Formal schließt die Skulptur an die Kunstrichtung des Minimalismus an, erweitert die extrem reduzierte abstrakte Formensprache jedoch um die Möglichkeiten der Digitaltechnologie. Das Werk ist weder interaktiv noch benutzerfreundlich. Dabei hat die Arbeit durch die „maximale Minimierung“ und seine utopische Lebensdauer durchaus auch ein ironisches, philosophisches Moment.
Der Sockel versteht sich als Zitat einer klassischen Präsentationsform im Kunstkontext. Das bewegte Lichtbild tritt an die Stelle die üblicherweise als Basis für Kleinplastiken oder dergleichen dient. Immaterialität ersetzt das Objekt. Die Proportionen des Sockels sind exakt mit der Projektion abgestimmt. Ein kleines schwarzes Quadrat scannt die Oberfläche der Sockelbasis ab und beschreibt somit deren Oberfläche. Animation und Holzkörper bilden zusammen eine logische, monolithische Einheit. Es würde keinen Sinn machen die Pixelanimation auf einem herkömmlichen Monitor oder den Sockel ohne Projektion zu zeigen.
Die tradierte Präsentationsform von Bewegungsbildern wird durch das Kippen der Bildebene in die Horizontale gebrochen. Die Verräumlichung von bewegten Bildern ist ein generelles Anliegen unserer künstlerischen Praxis. Angestrebt wird die weitgehende Überwindung herkömmlicher Präsentationsweisen. Monitor oder Videobeamer geben üblicherweise ein fixes Bildseitenverhältnis vor, das keineswegs für alle Arbeiten geeignet ist.
In dem Sockel befinden sich neben dem Datenprojektor auch noch Lautsprecherboxen. Die Tonebene ist eine exakte Übersetzung der Bildebene. Zusammen ergeben die Animation und der Sound eine strenge kombinatorische Komposition. Objekt, Bild und Ton werden durch den kleinsten gemeinsamen Nenner verknüpft. Die Skulptur steht als Werk für sich selbst und stellt nicht mehr oder weniger dar als die Bedingungen ihrer eigenen Existenz. Das Vokabular der klassischen Kunstpräsentation wird wird zitiert und mit zeitgemäßer Digitaltechnologie kombiniert. Die grafische Animation an der Oberfläche erinnert an frühe Computerspiele wie etwa Pong.
KONSTRUKTION
Ein Datenprojektor befindet sich nicht über, sondern im Inneren des Sockels und projiziert gerade nach oben. Die Oberseite des Sockels wird von einem quadratischem Metallrahmen gebildet, der mit einer Rückprojektionsleinwand bespannt ist. Ein Minicomputer, auf dem das bild- und tongebende Programm läuft und zwei Aktivboxen befinden sich ebenfalls im Inneren des Objektes.